Update zum Holzweg

Nach der Veröffentlichung des „Holzweg“-Beitrages erhielten wir eine Mail, die hier auszugsweise wiedergegeben wird, denn es geht uns nicht darum, Panik zu machen. Ob es ein „Rückrudern“ nach der Veröffentlichung ist oder von vorneherein nur eine Pappel fallen sollte, bleibt offen.

„Es wird nur eine Pappel gefällt werden müssen, da diese von einem Pilz befallen ist und von Innen heraus fault. Bei den restlichen Bäumen finden entsprechende Baumpflegearbeiten statt. Eigentlich wollte man so lange warten, bis Baurecht herrscht, damit die Stadt die Kosten der Fällung hätte sparen können. Aber der Fortgang der Erkrankung ließ dies nicht mehr zu.“

Im Avis-Beitrag, die den Anstoß zu diesem Beitrag gegeben hatte, war von „Pappeln“ die Rede, also grammatische Form Mehrzahl. Jetzt soll es nur noch eine (1) Pappel sein. Dann bleiben die Mehrzahl der Pappeln zunächst stehen. Denn es gibt keine verbindliche Aussage, die Bäume bleiben solange stehen, wie sie gesund sind. Interessant ist die Aussage, daß sich die Stadt die Kosten der Fällung sparen wollte, deshalb abwarten wollte, „bis Baurecht herrscht“. Im Rahmen einer Bebauung würden die Pappeln dann später doch noch gefällt werden.

Welche Art der Bebauung vorgesehen wird, darüber erhielten wir Informationen, aber nicht aus Primärquellen. Eine davon ist aber gar nicht so weit von dem von uns vorgeschlagenen „Honnefer Modell“ der öffentlichen Nutzung entfernt (siehe https://dkpflensburg.wordpress.com/2020/10/07/stadt-flensburg-weiter-auf-dem-holzweg/), erscheint aber zur Zeit als das weniger wahrscheinlichere.

Weitere Pappeln sollen am Tegelbarg fallen. Wir haben dort keine kranken Pappeln gefunden. Diese imposanten Exemplare hier sehen ganz gesund aus, sind im Vergleich zur Fußgängerin wohl über zwanzig Meter hoch gewachsen. Die unteren Äste bis in Höhe der Straßenlaterne sind entfernt, damit können sowohl Naturschützer und auch Autofahrer gut leben.

Für diesen alten Baum am Tegelbarg ist es zu spät, der ist bereits abgeholzt worden. An der Baumscheibe ist jedoch auch lange Zeit nach der Fällung noch zu erkennen, daß dieser Baum keinesfalls Stammfäule hatte oder hohl war. Das war ein alter großer standfester Baum gewesen

Zu gefällten Bäumen am Tegelbarg erhielten wir den Hinweis, daß sie deswegen fallen mußten, weil durch die Bäume Fassaden von außen schwarz würden. Nun ist es richtig, daß bei erhöhter Luftfeuchtigkeit Fassaden von außen Kondenswasser annehmen. Dann nämlich, wenn die Temperatur der Außenfläche eines Gebäudes niedriger ist als die der Umgebungsluft. Dieses ist bei Styropordämmung und wasserundurchlässigem Plastikputz oft der Fall, da schimmelt ein Haus von Außen wie von Innen gleichermaßen, weil es keine Diffusion der Feuchtigkeit durch die Mauer mehr gibt. Die Lösung wäre diffusionsoffenes Mauerwerk und nicht Baumfällung, denn am schwarzen Schimmel ist nicht der Baum schuld, sondern die dumm durchgeführte Fassadendämmung mit Plastik und Styropor. Der hier abgebildete Baumstumpf stand übrigens mehr als 30 m von der nächsten Fassade entfernt.

Am Bahnhofswald wird das Baumfällen wie folgt kommentiert:

Infotafel, gesehen bei der Mahnwache am Bahnhofswald

Stadt Flensburg weiter auf dem Holzweg

Auch die Pappeln Am Industriehafen sollen abgeholzt weden

Unter der Überschrift „Fake News“ erfährt der Leser aus der Flensborg Avis vom 05. Oktober 2020, dass eine Rodung des Bahnhofswaldes nicht vorgesehen sei. Niemand hat die Absicht ein Hotel zu bauen. Und niemand hat die Absicht, dafür den Bahnhofswald zu roden, Und die Bürgerinitiative, die noch versucht, den Abholzungswahnsinn auf dem Rechtswege zu stoppen, und die Besetzer, die die Baumfällungen seit dem 1. Oktober verhindern, seien „Fake News“ aufgesessen, wenn man dem Pressesprecher der Stadt Flensburg Glauben schenkt. Der Beitrag bestreitet gar nicht, dass Baumfällungen stattgefunden hätten. Nur seien sie nicht für den Hotelbau, sondern für „Probebohrungen“.

Welchen Sinn machen  „Probebohrungen“ im Bahnhofswald, wenn sie nicht der Vorbereitung des Hotelbaus und des Parkhauses dienen?

Ein Statiker bräuchte sicher Informationen darüber, wie tief unter dem Humus des Waldes und dem durch die Quelle nassen weichen Boden ein festes Gestein zu finden wäre, auf dem die Fundamente eines monströsen Bauwerkes am Hang angebracht werden können. Wenn das Gelände nicht bebaut werden soll, braucht niemand „Probebohrungen“. Ölvorkommen, die mitten in Flensburg gefördert werden sollen, sind dort wohl kaum zu erwarten.

Bereits die Fällung der „untermaßigen“ Bäume und die „Probebohrungen“ müssen verhindert werden. Deshalb ist die Besetzung des Bahnhofswaldes wichtig und richtig. Wir haben bereits für die Finanzierung der Normenkontrollklage der Bürgerinitiative gespendet und hoffen, das tun auch noch viele andere Flensburger*innen. Mit der DKP geht das sogar steuerabzugsfähig, siehe unten. https://dkpflensburg.wordpress.com/2020/10/03/bahnhofswald-baumbesetzung-und-mahnwache-unterstuetzen/

Bahnhofswaldmahnwache nachtaktiv

Dann erfahren wir dank des „Fake News“ Beitrag aber auch, wo die Stadt Flensburg sonst noch abzuholzen gedenkt. Unter anderem sind die Pappeln auf der Halbinsel Am Industriehafen von Abholzung bedroht. Die Stadt Flensburg gibt zwar vor, es würden diese Bäume im Stadtgebiet gefällt „um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten“ und „Bei allen betroffenen Bäumen ist die Standsicherheit gefährdet und eine Fällung aus Gründen der Verkehrssicherheit unumgänglich.“

Die Pappeln bieten Windschutz, wenn Besucher auf den Bierbänken des „Piraten-Nest“ sitzen

Wie aber jeder interessierte Mensch, der sich auf den Weg macht, mit eigenen Augen sehen kann, liegen ein krankhafter Pilz- und Bakterienbefall oder Fäule im Stammfuß bei den Pappeln Am Industriehafen nicht vor. Diese Pappeln leben seit Jahrzehnten in Flensburg, haben schon vielen Stürmen getrotzt. Die Stürme „Christian“ und „Kyrill“, die in Schleswig-Holstein und Sønderjylland viele Hektar Wald vernichtet haben, konnten diesen Pappeln nichts anhaben. Verkehrssicherheit ist an diesem Standort ein schlechter Witz.

Parkplatz vor den Pappeln

Dort gibt es nur eine Stichstraße zu einem kleinen Parkplatz für weniger als zehn Autos. Für ganz Vorsichtige reicht ein Verkehrsschild, daß bei Windstärken mit Orkenböen aus Südwest der Parkplatz nur auf Eigene Gefahr benutzt werden sollte. Dieser zentral gelegene ruhige Ort wird auch an einem feuchten Herbstabend von Ruhe und Erholung suchenden Menschen aufgesucht. Bänke und Steine an der Uferböschung waren besetzt, nur die Gastronomie des „Piraten-Nest“ hatte geschlossen.

Wem stehen diese alten Pappeln im Weg? Den profigieriger Spekulanten. Zunächst müssen die Bäume entfernt werden, dann wäre die Halbinsel Am Industriehafen mit Häusern mit Fördeblick zu bebauen für wenige Menschen, die sich Neubaumieten leisten können und der Erholungsort für die Menschen ist unwiderbringlich verloren. Es geht auch anders, das kann man in der Stadt Bad Honnef sehen:

Gestaltungsvorschlag für die Nordspitze der Halbinsel am Industriehafen:
Aufforsten statt Abholzen.

Da gibt es eine von Rhein und Ohrbach umgebene Halbinsel, die nördliche Hälfte der Insel „Grafenwerth“, die ist dicht aufgeforstet und dort gibt es einen Kinderspielplatz und einen Biergarten, Treffpunkt für Familien und Touristen. Die Halbinsel Am Industriehafen könnte ebenso aufgeforstet werden, das „Piraten-Nest“ könnte für die Versorgung mit Speisen und Getränken genutzt werden, dann bleibt das Gelände als Erholungsort erhalten.

„Piraten – Nest“ hatte leider geschlossen

Es könnten sich aber auch Menschen erholen, die weniger Geld haben und sich am Wasser selbst verköstigen und den Blick über die Förde beim Schnacken und sich erholen genießen. Die Stadt Flensburg muss allen Menschen Naherholung bieten und nicht nur einigen wenigen Reichen, die sich teures Eigentum und hohe Mieten leisten können. Die überparteiliche Bürgerinitiative IG Ostufer favorisiert ebenfalls die Nutzung des Geländes Am Industriehafen – Harniskaispitze als Naherholungsgebiet für die Bürger.

Das Gelände darf nicht durch Investoren zugebaut werden, die Gebäude nur als vermeintlich krisensicherere Geldanlage ansehen. Wenn sie dann leer stehen und nicht genutzt werden, sei es immer noch sicherer als wenn Geld auf den Konten der Banken liegt, wo es in einer Finanzmarktkrise, Überproduktions- und Absatzkrise zu erheblichen Verlusten kommt.