Ausstellung mit Werken von Knut Andresen zu Gedichten von Nelly Sachs.

Bleib standhaft für den Frieden – Knut Andresen protestierte vor dem Drohnen- und Tornadostandort Jagel

Finissage

Angelika Zöllner-Daniel (rechts im Bild) las die Briefe von Nelly Sachs

Von 1954 bis 1969, fast sechzehn Jahre lang, haben Nelly Sachs, die Literaturnobelpreisträgerin von 1966, und Paul Celan, beide Opfer nationalsozialistischer Judenverfolgung, miteinander Briefe gewechselt. Ihr Briefwechsel ist ein einzigartiges Dokument zweier Seelenverwandter, die die Shoa überlebt hatten. Nelly Sachs hatte schon die Aufforderung erhalten, sich zum Transport nach Auschwitz zu melden, als sie endlich ihr Visum für Schweden erhielt und mit einer der letzten Passagiermaschinen von Deutschland dorthin fliehen zu können.

Diese Briefe von Nelly Sachs und Paul Celan standen im Mittelpunkt der Finissage der Ausstellung mit Werken unseres Genossen Knut Andresen, der leider viel zu früh verstorben ist und somit an der von ihm selbst konzipierten Ausstellung nicht mehr teilnehmen konnte. Knut hatte zu Gedichten von Nelly Sachs Bilder gemalt, die in der Ausstellung in der ehemaligen Synagoge der Stadt Friedrichshafen gezeigt wurden. Die Gedichte aus dem Abschnitt „Und niemand weiss weiter“ sind im Band „In den Wohnungen des Todes“ veröffentlicht. Der Gedichtband In den Wohnungen des Todeswurde 1947 veröffentlicht, Der Briefwechsel ist bei Suhrkamp erschienen und noch antiquarisch erhältlich.

Die Veranstaltung in der ehemaligen Synagoge der Stadt Friedrichshafen setzte ein deutliches Zeichen gegen den Antisemitismus, der in Deutschland immer noch gegenwärtig ist.

Wir hoffen, daß die Bilder von Knut Andresen noch in weiteren Ausstellungen gezeigt werden können.

Hier eine kleine Auswahl:

Auswanderer Schritte – Pulsreise Schritte

Erde Planetengreise

Als der Blitz das Gebäude des Glaubens entzündete

Bereit sind alle Länder aufzustehen

Sind Gräber Atempause für die Sehnsucht

Erwachen Vogelstimmen

Hier unten aufgestellt

Standhaft für den Frieden: Knut Andresen 1939-2021

Knut bei der Mahnwache am Drohnen- und Tornadostandort Jagel

Über die Beteiligung an Aktionen in Heide, Husum und Jagel kam Knut zur DFG-VK und zur DKP. „Bundeswehr abschaffen“ war für ihn als Pazifist und Kommunist eine Selbstverständlichkeit.

Er war ein Aktivist. Von seinem nordfriesischen Haus auf dem Lande fuhr er regelmäßig mit vollgepacktem Fahrradanhänger zum Wochenmarkt nach Friedrichstadt, um dort Mahnwachen und Infostände mit selbst gestalteten Plakaten gegen Faschismus, Kriegsvorbereitung und Krieg, Kapitalismus und Umweltzerstörung zu machen. Dadurch wurde er zur Institution des Wochenmarktes, wird seit seinem Tod dort vermisst. Die regelmäßige Teilnahme an den Mahnwachen des DFG-VK Landesverbandes Hamburg-Schleswig-Holstein am Drohnen- und Tornadostandort Jagel und Aktionen in Heide und Husum waren für ihn Gelegenheit, sich auszutauschen und Kontakte aufrecht zu erhalten. Organisationen waren ihm weniger wichtig als persönlicher Kontakt und die Solidarität mit Gleichgesinnten.

Wir verlieren den bildenden Künstler, Schriftsteller und Poeten. Seine letzte Einzelausstellung in Husum kurz vor dem Lockdown fand in der Presse positive Kritik und breite Anerkennung. In seinen Werken kam seine Haltung gegen Militär und Krieg und vor allem auch seine Liebe zur Natur und ihren Lebewesen zum Ausdruck. Wir werden ihn und seine Gestaltungen „Standhaft für den Frieden“. „Lass Dich nicht zum Mörder machen“ „Mahnwache gegen Wahnmache“ oder „Corona – wir verlieren unseren Krieg gegen die Natur“ in guter Erinnerung behalten und in seinem Sinne weitermachen. Wir verlieren einen konsequenten, aufrechten Menschen, der sein Engagement aus einer humanistischen Grundhaltung und aus der kritischer Analyse seiner Umwelt ableitete. Wir verlieren einen aufgeschlossenen Gesprächspartner und profunden Kenner norwegischer Literatur. Wir verlieren den ehemaligen Sozialpädagogen, der gegenüber seinen Arbeitgebern im Kreis Pinneberg und in Dithmarschen in Konflikten standhaft geblieben ist. Wir verlieren einen Freund.

Knut Andresen beim Zweiten Offenen Kriegsatelier 2019 in Jagel