Mit Rassisten gegen Rassismus demonstrieren?

Am 6.6.2020 fand an der Hafenspitze eine Demonstration gegen Rassismus Black Lives Matter statt. Viele Flensburger*innen folgten der Einladung „einer Gruppe Jugendlicher, um gemeinsam für Gerechtigkeit und gegen Rassismus zu demonstrieren.“ Wir Kommunist*innen waren selbstverständlich auch dabei. Ist die DKP-Fahne zu sehen?

vorne rot: DKP, und blauweiß gestreift: VVN-BdA, auf der Bühne wird der Redemption-Song gesungen

Links im Vordergrund, aber zusammengerollt. Denn die Veranstalter der Demonstration teilten uns mit, dass das Zeigen von Parteifahnen unerwünscht sei. Aber auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten wurde aufgefordert, die Fahne ihrer Organisation einzurollen.

Als Flensburger Bürger palästinensischer Herkunft ihre Palästinaflagge zeigten, wurden auch sie aufgefordet sie einzurollen. Dieser Aufforderung kamen sie auch nach. So weit so schlecht, es war aber eine gute Stimmung, als ein Lehrer den Redemption-Song von Bob Marley vortrug.

Während eine Rednerin dazu aufrief, aktiv einzugreifen, wenn es alltäglichen Rassismus gibt, hatten Polizeibeamte gezielt die Flensburger Bürger palästinensischer Herkunft aus der Demonstration herausgegriffen und deren Personalien notiert. Ein Kommunist hatte selbstverständlich eingegriffen und die Polizisten damit konfrontiert, daß es nicht in Ordnung sei, auf einer Demonstration, die sich unter anderem auch gegen racial profiling richtete, ausgerechnet diejenigen Demonstrationsteilnehmer mit offensichtlichem Migrationshintergrund herauszugreifen. Diese hatten sich nämlich völlig friedlich und gesetzeskonform bei der Demonstration verhalten und für einen Polizeieinsatz keinen Anlaß gegeben.

Personalienfeststellung und Platzverweis auf Betreiben der Veranstalter

Was so aussah, als wäre die Flensburger Polizei rassistisch, stellte sich dann ganz anders dar. Wir müssen uns bei der Polizei für den Vorwurf des racial profiling entschuldigen, wir haben ihr unrecht getan. Die Polizisten wollten zwar keine Stellung dazu nehmen, aber die Flensburger Antifaschisten palästinensischer Herkunft bestätigten, daß es sich nicht um racial profiling handelte. Vielmehr hätten die Veranstalter der Demonstration die Polizei aufgefordert, diesen Demonstrationsteilnehmern einen Platzverweis zu erteilen, den sie auch friedlich und widerstandslos akzeptiert hatten. Der Veranstalter hätte an den von den Demonstrationsteilnehmern gezeigten Bildern Anstoß genommen, die bei der Veranstaltung nicht gezeigt werden sollten.

Da diese Bilder nicht auf der Demonstration gezeigt werden durften, zeigen wir sie jetzt hier:

Dieses Bild war in der israelischen Zeitung Haaretz als „mural on the apartheid wall“ veröffentlicht. In Israel durfte es gezeigt werden, auf der Demonstration in Flensburg nicht,

Es macht doch keinen Unterschied, ob US-amerikanische, israelische, deutsche oder Polizisten anderer Länder aus rassistischen Motiven Gewalt gegen Menschen ausüben. Für uns ist der Tod von George Floyd ein Beispiel für alltägliche und weltweite rassistische Gewalt. Daß bei einer Demostration gegen Rassismus nicht auf die Opfer rassistischer Gewalt in Israel hingewiesen werden durfte, ist schwer nachzuvollziehen. Antimuslimischer Rassismus nicht nur in Israel, sondern auch bei den Veranstaltern der Antirassismusdemonstration in Flensburg?